Wie in
diesem Beitrag geschrieben, fand heute ein Vortrag über erste Ergebnisse zu den Ausgrabungen der Wangener Wallburganlage statt.
Referent war Herr Thomas Koiki vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle/Saale. Die Veranstaltung fand im Konferenzsaal, gegenüber des 3D Kinos statt und war mit exakt 161 Interessenten sehr gut besucht.
Erörtert wurden erste Sachfragen und erste Ausgrabungsergebnisse, noch bevor sie in der Presse erscheinen werden.
Ich versuche den Abend grob zusammen zu fassen. Beim nächsten mal nehme ich wohl doch lieber was zum Schreiben mit, wie so manche der anderen Teilnehmer.
Wo genau befindet sich die Anlage?
Ortskundige kennen die asphaltierte Straße von der Arche Nebra bis etwa zur Höhe des Mittelberges. Zwischen dem Mittelberg und der Straße dorthin, befindet sich auf der rechten Seite die Wallburganlage Wangen.
Wann wurde sie entdeckt?
Aus dem Vortrag ging hervor, dass seit Juni 2007 dort gegraben wird, da man auf dem Mittelberg selbst, keine wirklichen Hinweise, bis auf die Himmelsscheibe + Beigaben, auf die Bronzezeit finden konnte. Die Walanlage selbst ist bereits mit bloßem und ungeübtem Auge grob erkennbar; sprich man kann es erahnen.
Wer war der Erbauer, die Nutzer und wann wurde sie erschaffen?
Über die Erbauer und mögliche Nutzer hat man leider keine Quellenangaben, sodaß man nur Vermutungen und auf Grabungsfunde hin Vermutungen anstellen kann.
Die Anlage wurde den Funden nach zu urteilen, im 10. Jahrhundert erbaut und im 11. Jahrhundert umgebaut.
Dies lässt sich anhand von Keramikfunden oder Mauerresten einschätzen. Genauere Daten liefern Holzfunde, welche dendroligisch betrachtet eine genauere Zeitangabe ermöglichen können.
Allgemeine Infos und Hintergünde
Man bedenke, dass Forschung Geld kostet, das Land in privater Hand ist und es sich wohl noch eine Weile hinziehen kann, bis noch bessere Ergebnisse lieferbar sind.
Die Anlage bestand aus einer Art Vorburg an 2 Seiten und einer Hauptburg mit einem Turmhügel.
Dank moderner Technik und Anschauungsmaterial, wurde uns dies per Lichtbildvortrag erklärt. Mit spezieller Lasertechnik wurde das Gelände vermessen und ist so optisch anschaulicher.
Klicke hier um das Laserbild anzusehen
Interessant ist wohl der Turmhügel selbst und ein paar gefundene Artefakte.
Interessant, aber noch unerklärbar sind u.a. eine Art Holzkästen, welche mit Lehm gefüllt waren. Sie dienten wohl als eine Art Stützpfeiler?
Weiterhin wurden einige Schnitte im Hügel vorgenommen, welcher 36 verschiedene Schichten aufies und so genauer untersucht werden konnte. Es wurden auch Mauerreste gefunden.
Hier ein paar Bilder von der Ausgrabung und den Funden ...
Bild 1 Bild 2 Bild 3 Bild 4 Bild 5 Keramikfunde
An einer Seite des Turmhügels wurde ein kleines Rondell freigelegt, welches nirgends zugeordnet werden konnte. Ein zuerst vermuteter Brunnen konnte nicht nachgewiesen werden. Ein erster, eher spekulativer, Ansatz ist:
Der Wandteppich von Bayreux. Au jenem wird u.a. ein ähnlicher Turmhügel, mit einer Art Brücken dargestellt. Dort dienen vergeleichbare Rondelle, als die Auflagen der Brücken. Erwiesen ist es in Wangen natürlich (noch?) nicht!
Der wohl interessantes Fund stellt ein Ring aus Glas dar, welcher eher einer zierlichen jungen Frau passen würde und eine Art "Anhänger" mit dem deutscne Reischsadler als Motiv.
Bild
In der Archäologie werden Gegenstände anhand von Vergleichsmuster datiert. In diesem Falle konnte dieser Fund nirgends zugrordnert werden.
Interessant ist weiterhin die Aussage, dass gewisse architektonische Besonderheiten sehr untypisch führ diese Region und eher im Saarland bzw. in Frankreich zu finden sind.
persönliche Anmerkung: Dies ist insofern interessant, da die Burg Querfurt nicht weit weg ist und der "Dicke Heinrich", welcher ungefähr zur gleichen Zeit wie diese Anlage gebaut wurde, einen Vorgängerbau besaß, welcher ebenfalls untypisch für diese Region ist.
Man konnte jederzeit Zwischenfragen stellen, wobei diese am Ende dann gestellt wurden.
So wurde u.a. gefragt, ob es mit der bis heute nicht gefundenen Kaiserpfalz zu Memleben eine Verbindung geben kann? Geht man an der Arche Nebra etwas die Straße entlang, bis zum Abgrund der Unstrut, so sieht man bei schönem Wetter den Ort Memleben, welches auch heute noch die Ruine des dortigen Klosters beherbergt. Mit dem Auto ca. 10 min entfernt.
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die sogenannte "Altenburg", welche ebenfalls ein Bodendenkmal darstellt. Nach neueren Ergebnissen ist man zu dem Schluss gekommen, dass diese Anlage weitaus größer ist, als bisher angenommen. Wie man aus den Geschichtsbüchern weiß, sind Kaiserpfalzen kleinere Städte, da sie den gesamten Hofstaat beherbergten, wenn der Kaiser seien Atmtsgeschäfte wahrnahm. Vor 1000 Jahren hatte der Kaiser keinen festen Amtssitz, wie wir es heute kennen, sondern zog von Pfalz zu Pfalz, um zu regieren. Die nächtegelegene Kaiserpfalz, welche vor ca. 20 Jahren teilweise wieder errichtet wurde, befindet sich in Tilleda, unterhalb der Reichsburg Kyffausen im Kyffhäusergebirge. (Kaiser Wilhelm Denkmal)
Weiterhin muss man bedenken, dass die Landschaft zu jener Zeit anders aussah, als heute. Das Gebiet der Unstrut war von Sümpfen und Überschwemmungsbieten umgeben, sodaß es oft unpassierbar und von Nöten war, die Bergkämme zu benutzen. Diese wurden oft durch Burgen gesichert, um gerade auch den Handel in Zeiten der Hussitenüberfälle zu sichern.
Fazit: Es war ein sehr interessanter Vortrag, mit so manchen neuen Fakten. Das Gebiet rund um den Mittelberg, der Ziegelroader Forst, die Burg Querfurt, Goseck ... wird in Zukunft mit Sicherheit immer mal wieder in den Schlagzeilen stehen, wenn Neues gefunden wurde. Dieses Gebiet gilt heute noch als nahezu unerforscht.
zukünftige Nutzung?
Laut Referent stellt sich der Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt — Landesmuseum für Vorgeschichte Dr. Harald Meller (
https://www.archlsa.de) grob vor, die Wallanlage teilweise wieder aufzubauen und anschaulich dem Besucher zugänglich zu machen. Aaaaaber!!! Das ist nur eine Vision und vor allem eine Frage der Finanzen und von Besitzverhältnissen des Landes. In Zeiten von Finanzkrisen sind solche Projekte, welche so schon chronisch unterfinanziert sind, eher Wunschdenken.
persönliche Anmerkung: Ich hoffe nur, dass diese Gebiete nicht den dilletantischen Grabräubern zum Opfer fallen, welche unsachgemäßig mit Spaten den Wald umgraben und dabei wertvolle Erkenntnisse zerstören. Ich denke mir, dass wird generell das Hauptproblem bleiben und sein. Die Himmelsscheibe ist im Endeffekt daudruch auch gefunden und teils arg beschädigt wurden. => grobe Gewalteinwirkung bei der Reininung mit Hammerschlägen (?), Zahnpasta zur Reinigung und mit einer Drahtbürste (?) zerkratzt.
Wenn mich einer fragen würde: Bitte keine Touristen in unerforschte Gebiete lassen, die alles zertrampeln!
In diesem Sinne: solche Vorträge sind ein Besuch wert. Es gibt auch für hungrige Mäuler immer auch etwas zum Desert wie ein Gläschen Sekt oder kleine Häppchen.
Die Presse war auch vor Ort und ich nehme mal an, es wird einen Beitrag darüber in der "Mitteldeutschen Zeitung" oder dem "Burgenlandecho" geben.
Das Ende wurde noch lange nicht geschrieben ...
(Bildmaterial im Vortrag: Martin Luther Universität Halle/Saale)