Grundlagen
Solltet ihr noch kein Instrument besitzen, aber den Drang verspüren das Gitarrenspiel zu erlernen, so beachtet bitte die folgenden Hinweise und durchdenkt diese vorher genau.
Muss man musikalisch sein, Talent besitzen, ein bestimmtes Alter haben um es zu lernen?
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass man um ein Instrument zu lernen, gewisses Talent haben muss, oder nur ein bestimmtes Alter erreichen darf.
Gitarre lernen ist ein Handwerk, genau wie ihr euren Beruf erlernt habt, oder wie man in der Schule Lesen und Schreiben gelernt hat. Was man später aus seinen Kenntnissen macht, grenzt DANN erst an Talent.
"Nicht jeder der Schreiben kann, ist ein Schriftsteller"
Das Alter spielt nur begrenzt eine Rolle und hat lediglich etwas mit gewissen Evolutionsfaktoren zu tun. Dass man sich mit zunehmenden Alter nicht mehr soviel auf einmal merken kann bzw. länger als andere braucht ist ein natürlicher Vorgang. Der eine lernt schneller, der andere langsamer, aber am Ende haben alle das gleiche Wissen. Es liegt an einem selbst wie sehr man sich dahinter klemmt und bereit ist, sich zu entwickeln. Erfolg hängt weder vom Lehrmaterial, noch von einer Lehrkraft ab!
Wie werde ich am schnellsten berühmt und mit welcher Gitarre fange ich am Dümmsten an?
Teil 1 ist schon falsch gedacht.
Karl Dall hat geschrieben:Der beste Klavierspieler ist nicht immer der Berühmteste!
Um überhaupt erstmal von Mitmenschen wahrgenommen zu werden, muss man sich durch harte Arbeit die Basics erarbeiten; lernen und sehr viel üben.
Da ist noch niemand drumherum gekommen. Schon aus dem Grund heraus, dass unsere Finger Bewgungen, Fingerstellungen erst erlernen müssen und die Anatomie sich nur durch Übung anpasst. An dieser Stelle gleich ein Hinweis für überambitionierte Spieler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Musikermedizin
Am Anfang ist es egal, welcher Musikrichtung man frönt, denn grundsätzlich haben alle Styles eine gemeinsame Basis an Akkorden und Noten.
Es ist natürlich auch eine Frage des Geldbeutels. Grundsätzlich empfiehlt es sich aber, mit einer Akustikgitarre zu beginnen, welche mit Nylonsaiten bestückt ist. Stahlsaiten klingen besser, aber sind für ungeübte Finger eher unhandlich, da man die Saiten doller drücken muss.
Beim Kauf: Meist sind Gitarren auch schon für "Altersgruppen" beschrieben, Kinder und ansonsten in der Regel nicht. Je nach Größe der Finger ist es ratsam, ein breites oder schmales Griffbett (siehe Aufbau einer Gitarre weiter unten) zu nehmen. Grob gesagt ist es wohl ratsam, dass wenn man 2 Saiten nebeneinander drückt, beide Finger sich nicht gegenseitig behindern und ungehindert mittig auf den Saiten liegen können. Die die Größe der Finger ist entscheidend, sondern die Dicke der Fingerkuppen.
Dies gilt natürlich auch für E-Gitarren, wer sich gleich eine zulegen möchte.
btw. jeder gute Fachhändler kann dir bei der Wahl weiterhelfen.
Ich habe nun meine Gitarre, kann schon 2 Akkorde, klinge aber nicht wie mein Superstar?
Man muss sich im Klaren sein, dass der Klang und das Spiel an sich, zwei verschiedene Dinge sind. Superstars haben mehr Geld und eine weitaus besser Ausrüstung (Studio, mehr finnanzielle Mittel) als Otto Normalbürger in diesem Stadium. Man kann also später so gut spielen wie man will, es wird nie wie das Original klingen. Darüber sollte man sich auch schon vorher bewusst sein! Es ist eben ein Unterschied ob man mit einem Headset Sounds aufnimmt (an meine Nase fass), oder mit einem Micro aus einem Studio!
Nun habe ich meine Gitarre, wann geht es endlich los?
Stop, stop! Zuerst sollte man sich erstmal mit den Bauteilen vertraut machen, damit man sich besser mit anderen austauschen kann und beim Saitenwechsel nicht hilflos einen Notarzt anruft.
Aufbau einer Akustikgitarre:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Cla ... german.jpg
weiterführender Wikipediartikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gitarre
Anmerkung: Die Zwischenräume zwischen den Bundstäbchen nennt man Bund oder Bünde. Ist später wichtig für die Lokalisierung der Noten, Akkorde!
Wie gehe ich meiner Gitarre um?
Manche sollen ihnen Namen, ihnen jeden Tag Streicheleinheiten geben, während manche einen Altar dafür bauen. Das liegt wohl an jedem selbst. Grundsätzlich ist es aber ratsam, sich einen Gitarrenständer zu besorgen. Lehnt man eine Gitarre an eine Wand, so verformt sich im Laufe der Zeit durch das Eigengewicht das Griffbrett, was soundmäßig negative Auswirkungen zeigt und die Lebensdauer einer Gitarre mindert.
Wer schon alte Gitarren besitzt, bitte, ich halte niemanden von SM Praktiken ab und fühle mich auch nicht für Ausfallescheinungen verantwwortlich. Auch alte Instrumente sollte man respektieren.
Weiterhin sollte man berücksichtigen, dass Gitarren sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen reagieren. Es reicht schon aus, wenn man die Temperatur im Raum erhöht, dass die Gitarre nicht mehr stimmig ist. Gleiches gilt für Kälte. Eine Gitarrentasche erweist sich immer als praktisch.
Eine Gitarre permanent Nikotin (grins) oder Feuchtigkeit auszusetzen, ist nicht ratsam. Feuchtigkeit und Nikotin setzt sich gern auf den Saiten ab, was das Klangerlebnis nachhaltig beinträchtigt und man öfter wechseln muss.
Ansonsten, das vor allem Holz arbeitet, hat man schon in der Grundschule im Werkenunterricht gelernt.
Wie heißen die Saiten der Gitarre und wie stimme ich sie?
Es wäre durchaus amüsant, wenn man die Saiten nach seinen Lieblingsstars bennen würde, aber spätestens beim Austausch mit anderen oder Noten (Tabs) lesen, würde man inkompatibel werden.
Hier ein Bild mit Beschriftung der Saiten ...
Schaut man auf die Gitarre, sieht man dickere Saiten, welche nach oben hin dünner werden. Die 3 unteren Saiten nennt man Bassaiten (mehr dazu später bei Spieltechniken), während man die 3 oberen dünneren als Melodiesaiten bezeichnen kann. Im groben und ganzen kann man es aber heutzutage nicht mehr so sagen, da je nach Stilrichtung, alle Saiten für "alles" bedient werden.
Die Saiten lauten wie folgt (wenn man seine Gitarre zur Hand hat und draufsieht, von oben nach unten)
E - A - D - G - H - E
Dies sollte man sich fest einprägen, da es später bei Absprachen, welche Saite man wo drückt wichtig ist.
Dazu gibt es eine kleien Eselssbrücke:
Eine
alte
dumme
Gans
h[/olt [Eier
Anmerkung: "H" ist im deutschen Sprachraum üblich, während man international von "B" spricht, aber das gleiche ist.
Kommen wir nun zum Stimmen der Gitarre. Heutzutatge üblich sind elektronische Stimmgeräte. Diese sind meist kombiniert für E-Gitarren und mit eingebautem Micro für Akustikgitarren.
Das Prinzip ist einfach ...
Akustikgitarren: Je nach Bezeichnung des Herstellers stellt man auf diese Funktion. Die Saitenbezeichnungen sind dort bereits geordnet aufgeführt. Man fängt mit der tiefen E-Saite an und stimmt so, dass der Zeiger/Anzeige genau in der Mitte der Anzeige ist. Dies macht man mit den restlichen Saiten genauso.
Hinweis: Auch Störgeräusche im Umfeld kann das Gerät wahrnehmen. Also Ruhe im Karton!
E-Gitarren: Gleiches Prinzip, nur dass man die Gitarre per Kabel direkt an das Stimmgerät anschließt und genauso verfähhrt. ggf. Dokumentation des Herstelles auch beachten!
Was macht man aber, wenn man unterwegs ist und mal kein Stimmgerät hat?
Plöt! Aber, gehen wir davon aus, wir sind so versiert, dass wir hören, die tiefe E-Saite stimmt in etwa, können wir auch ganz klassisch ohne Hilfsmittel stimmen.
Vorgehensweise
Stimmt die tiefe E-Saite, drücken wir sie im 5 Bund und probieren einen Ton. Nun sollte die E-Saite im 5. Bund genauso klingen, wie die leere A-Saite.
Stimmt nun die leere A-Saite, greifen wir diese im 5. Bund und vergleichen dies mit der leeren D-Saite und stimmen diese.
Stimmt auch diese, vergleichen wir wiederum die D-Saite im 5. Bund mit der leeren G-Saite.
[Extrawurst an]Nun die Extrawurst. Diesmal drücken wir die G-Saite im 4. Bund und vergleichen diese mit der leeren H-Saite.[/Extrawurst aus]
Zum Schluss vergleichen wir nun die H-Saite im 5. Bund mit der hohen E-Saite. Fertig!
Wie lauten die Noten wenn ich eine einzelne Saite drücke und brauch ich das wirklich?
Würde ich das Tool suchen und mit Gott chatten, käme bestimmt: Leider nein! Aber es muss heißen: Leider ja!
Es schaut aber schlimmer aus, als es ist. Das Prinzip ist das, dass es nur eine begrenzte Anzahl an Noten gibt, welche sich aber nach Ablauf der Reihenfolge ständig wiederholt.
Eine logische Schlussfolgerung könnte man schon aus dem Stimmen der Saiten herleiten. Wenn die tiefe E-Saite im 5. Bund gedrückt wird, klingt sie wie die A-Saite. Und genauso funktioniert es auch, nur etwas mehr.
Fangen wir mit der tiefen E-Saite an. Schlägt sie an und drückt nichts, ist es e! Im 1. Bund F, dann Fis, dann G, dann Gis und im 5. Bund bekanntlich A. Hier kann man nun in 2 Richtungen abbiegen. Entweder auf der tiefen E-Saite weiternotieren, oder mit der leeren A-Saite weitermachen. Beides ist gleich. Ich wähle die leere A-Saite. Leer ist A, dann As, nun H (welcome back Extrauwurst), nun C, Cis, dann D, Dis und es fängt wieder bei E an. Dieses Spiel kann man solange forsetzen, bis man bei den ganz hohen Tönen ist und die Gitarre irgendwann keine Bünde mehr hat, um noch höher zu kommen.
Ich fasse zusammen: Die Noten sind immer gleich und wiederholen sich. In der Kurzform: e, f, fis, g, gis, a, as, h, c, cis, d, dis
Bevor ihr nun anfangt mit Akkorden zu beschäftigen, geht es erstmal ins Bad, Fingernägel kürzen. Die Fingernägel der linken Hand müssen so kurz wie möglich gehalten werden. Ansonsten kann man die Saiten nicht richtig nach unten drücken, sie schnarren und bei zulangen Nägeln können sie brechen, Autsch!
Ok, noch ein erster Test. Generell wenn ihr eine Saite spielt, egal ob im Akkord oder nur einzeln, so drückt man sie immer kurz vor einem Bundstäbchen und möglichst senkrecht. Ihr könnt es z.B. bei f probieren (tiefe E-Saite im 1. Bund)
Richtige Haltung der Finger
Möglichst senkrecht (wie der Storch im Salat), während der Daumen in der Mitte des Griffbrettes darunter, wie eine Wäscheklammer fungiert. Nur so gewährleistet man einen sauberen Sound, den nötigen Druck ohne große Kraft für die Griffe später.
Hier nochmal zum Anschauen ...
Ihr werdet am Anfang merken, dass es leicht schmerzen wird. Da muss man aber durch. Später wird sich an den Fingerkuppen eine Verhornung einstellen, welche den Schmerz komplett abstellt. Mit regelmäßiger Handcreme, kann man die Schönheit der Finger bewahren und die Verhornung der Haut wird nicht zum lästigen Nebenprodukt.
Wenn ihr nun bis hier her gekommen seid, habt ihr eine erste Bürde genommen und merkt, es klingt alles viel schlimmer, als es in Wahrheit ist. Ihr habt euch erstmal einen frischen Kaffee verdient /
